Biographie

Ich begann im Sommer 1986 Billard zu spielen, im Rahmen des Ferien-Passes (außerschulische Aktivitäten für Schüler während der Ferien). Im Billard-Club von Prilly, im Keller des „Café de la Treille“, sah ich zum ersten Mal diese berühmten roten und weißen Bälle. Interessiert, aber nicht mehr, kam ich ein oder zweimal pro Woche in diesen Club. Der damalige Präsident, Herr Mauron, hatte mich jedoch gewarnt: es hätte keinen Sinn, mit Billard zu beginnen, wenn ich nicht mindestens zweimal pro Woche spielte. Das war eine klare Aussage. Während des ersten Jahres spielte ich also in diesem Rhythmus.

Während der nächsten Monate machte mir das Spielen immer mehr Spaß. Zum Teil wegen eines älteren Clubmitglieds, einem Spieler mit einem GD von etwa 6 in der freien Partie, der mir beim Spielen zusah und der von dem, was ich machte, beeindruckt war. Ich erinnere mich an eine Bemerkung dieses Herrn, die zweifellos für meine Entwicklung wichtig war: er fragte mich, wie hoch meine Rekord-Serie sei. Diese scheinbar einfache Frage stellte mich vor ein Problem. Ich hatte noch nicht begriffen, dass das Ziel im Billard ist, Fortschritte im Verbinden von Punkten zu machen und so viele wie möglich aneinanderzureihen. Aufgrund dessen arbeitete ich daran, Serien von 15, dann 20, später 40, etc. zu realisieren. In diesem Club hatte es mehrere Junioren. Durch die Anwesenheit anderer junger Spielern machte das Spielen mehr Spaß.

1988 stand der Club von Prilly nach der Explosion einer Wasserleitung unter Wasser. Ohne Lokal war Billardspielen nicht mehr möglich. Zusammen mit Christian, einem anderen begeisterten Jungen, der meinen Weg zu dieser Zeit prägte, suchten wir nach Lösungen, um weiterhin Billard spielen zu können. Zuerst in kommerziellen Lokalen. Schließlich meldeten wir uns im Billard Club Lausanne an, der heutigen „Académie Lausannoise de Billard“, der ALB. Zu dieser Zeit hatten die Verantwortlichen gerade das System eines „Trainingsschlüssels“ installiert, welches das Trainieren zu reduziertem Preis, für Junioren stark reduziertem Preis, ermöglichte.

Gegen Ende des Jahres 1988 spielte ich zum Mal in der Schweizer Mannschafts-Meisterschaft für meinen neuen Club. Glücklicherweise reichte mein Niveau von 3 bis 5 GD für den letzten Platz in der ersten Mannschaft. Im November erreichte ich mein bestes offizielles Resultat: 5.16 GD.

Die erste Hälfte des Jahres 1989, vor allem der Sommer, war wegweisend.

Mehr und eifrigeres Training, immer noch mit meinem Kumpel Christian, wir motivierten uns gegenseitig. Später hörte er leider mit dem Billardspielen auf. Ich erinnere mich, den ganzen Sommer über viel trainiert zu haben. Viel Aufwand für ein Ziel: die amerikanische Serie so häufig wie möglich zu erreichen. Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten. Zuerst gewann ich meine erste Schweizermeisterschaft der Junioren in der freien Partie, auf Halbmatchtisch mit kleinem Eckabstrich in einem denkwürdigen Final gegen unseren leider verstorbenen Freund Tschanz. Ein Final in einer Aufnahme (100 Punkte), in dem mein Freund ausgleichen konnte. Mehrere Verlängerungen waren nötig um die Partie zu entscheiden. Dann im November 1989, ein weiteres bedeutendes Resultat: 52 GD im Final der Schweizermeisterschaft Nationalliga B.

Ich hatte mir vorgenommen, sobald ich einen GD von 50 erreicht hätte, mich anderen Dingen zuzuwenden. So ließ ich ab 1990 die freie Partie und den Halbmatchtisch fallen und begann mit Cadre 47/2 auf dem Matchtisch. Eine neue Herausforderung, die mich die nächsten Jahre beschäftigen sollte.

Zwischen 1989 und 1992 war ich in Ausbildung und fand nur wenig Zeit für das Training. Nach Beenden meiner Ausbildung beschloss ich, mehr Zeit für das Training zu opfern und nur 50 % zu arbeiten. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit fand ich eine Halbzeitbeschäftigung, der ich bis 1999 nachging.

Ich hatte nie einen Lehrer und habe mir das Billardspielen autodidaktisch beigebracht, indem ich von jedem das nahm, was ich gut fand. 1988 besuchte ich einen Kurs in Istres, Frankreich, bei Connesson. Leider hatte ich nicht das Niveau (3 GD in der freien Partie) um auch nur den geringsten Profit aus diesem Kurs zu ziehen, dessen Inhalt ausschließlich den Feinheiten des Cadre 47/2 gewidmet war. 1992 konnte ich mit der Schweizer Nationalmannschaft an einem Kurs mit dem deutschen Trainer Klaus Hose teilnehmen. Dieser Mann konnte mit seinen außergewöhnlichen Qualitäten seinen Unterricht unserem bescheidenen Niveau individuell anpassen. Aber dieser Kurs war zu kurz und wir waren zu zahlreich. Deshalb profitierte ich nur in Bezug auf meinen Arbeitsplan. Doch habe ich eine sehr gute Erinnerung an dieses deutsche Trainings-Center, wo französisches und amerikanisches Billard, Kaffee, Restaurant, Trainingsräume und Hotelzimmer vereint sind. Schade, dass es solche Installationen nicht bei uns gibt.

Ein wichtiger Punkt für meinen Fortschritt war sowohl ein Handicap als auch ein Vorteil. Durch das tiefe Niveau in der Schweiz wurde ich schnell Schweizer Juniorenmeister und konnte als solcher an Junioren-Europameisterschaften teilnehmen. So kam ich in Berührung mit jungen Meistern wie Fuchs, Knoors, Horn und vielen anderen, was mir sehr geholfen hat. Letzterer wurde Junioren-Europameister in Athen mit 80 GD im Cadre 47/2, alle hatten ein weit besseres Niveau als ich. Ich konnte von ihrem Können profitieren und mit dem Kopf voller Ideen nach Hause zurückkehren. Ab 1993 begann ich auch, die Europameisterschaften der Senioren zu spielen, noch ein Niveau höher, diesmal zusammen mit den ganz Großen: Grethen, Caudron, Blondeel, Zenkner und viele andere, die zu jener Zeit meinen Fortschritt geprägt haben, ohne ihr Wissen natürlich. Aber all diese Erfahrungen konnten die Isolierung, die ein Schweizer Spieler in seinem Land empfinden kann, kompensieren.... da er seiner Leidenschaft ganz allein, ohne Unterricht, ohne Trainingspartner, ohne Wettbewerb auf hohem Niveau nachgeht.

Zwischen 1989 und 1995 gab ich mehrere Kurse an der ALB, vor allem interne Kurse für Clubmitglieder. Ich muss zugeben, dass dieser Unterricht mir selbst sicher mehr gebracht hat als meinen Schülern. Nicht dass sie nicht auch profitiert hätten, aber diese Kurse haben stark zu meinem Fortschritt beigetragen. 1995 hörte ich mit diesen Kursen aufgrund einiger Meinungsverschiedenheiten mit den Clubverantwortlichen auf.

1994 erhielt ich überraschenderweise einen Anruf von Frau Gerber, der damaligen Chefin des Nationalkaders, die mir zu einem sehr bescheidenen Preis die beiden Billardtische des Sportcenters in Magglingen anbot. Nach zwei Sekunden Überlegung sagte ich ja. Einen der Tische übernahm Andreas Efler, österreichischer Meister mit Doppelbürgerrecht, der lange Zeit die Schweizer Dreibandspieler das Fürchten lehrte. Der zweite Tisch war für mich. Ich lagerte ihn ein, bis ich eine Lö-sung fand. Nach monatelanger Suche zog ich 1995 in ein kleines Studio, groß genug für einen Billardtisch und zwei Möbelstücke.... Nicht mehr abhängig von der ALB für mein Training und in Anbetracht der Differenzen mit den Verantwortlichen wechselte ich zum Club von Sierre, für den ich anschließend die Schweizermeisterschaften bestritt. Drei Jahre lang gewann ich für diesen Club Einzel- und Mannschaftstitel. Danach kam ich nach Lausanne zurück, in der Hoffnung, dass sich die Mentalität geändert habe.

Da ich im Cadre 47/2 ein gewisses Niveau erreicht hatte, wandte ich mich den anderen Disziplinen zu: Cadre 71/2, Einband und Cadre 47/1. Das Erlernen dieser Disziplinen nahm einige Jahre in Anspruch. Immer noch Autodidakt, gelang es mir, die Konzepte und Techniken dieser Spielarten zu erlernen, immer noch alleine und mit der unfreiwilligen Hilfe der ausländischen Spieler, mit denen ich glücklicherweise in Berührung kam.

Aber ich hatte noch ein beträchtliches Problem. Wenn ich z. B. Cadre 47/2 trainierte, konnte ich nicht mehr Einband oder Cadre 71/2 spielen. Sobald ich eine Disziplin beherrschte, verlor ich die anderen. Eines Tages wollte ich das ändern und be-schloss, Abhilfe zu schaffen. Ich begann also mit einem Mehrdisziplinen-Training. Ich wollte die Fähigkeit erlangen, ohne Effizienzverlust von einer zur anderen Disziplin zu wechseln. Mit diesem Mehrdisziplinen-Prinzip trainierte ich vier Disziplinen in jeder Trainingseinheit. Das zahlte sich Jahre später aus.

Seit 2002 spielte ich in nicht weniger als 13 Halbfinals in den vier Disziplinen. Das ist übrigens im Moment eine meiner größten Genugtuungen: Resultate in allen Disziplinen erreicht zu haben, sowohl im Einband, als auch im Cadre 47/2, 71/2 und 47/1. Diese Fähigkeit in mehreren Disziplinen erlaubte es mir, dreimal das europäische Jahres-Ranking anzuführen.

Ich bin mir bewusst, dass es im Serienspiel immer noch viel zu tun gibt, technisch und im Spielaufbau. Zusätzlich gibt es noch enormes Steigerungspotenzial im psychologischen Bereich im Wettkampf, ohne den Technik und Spielaufbau nichts wert sind.

Aber meine letzte Herausforderung besteht darin, mit kleinstmöglichem Effizienzverlust meinen Fähigkeiten im Serienspiel das Dreibandspiel hinzuzufügen. Nur wenigen Spielern auf der Welt ist dies gelungen. Der größte und stärkste, von allen aus diesem Grund als „Außerirdischer“ bezeichnet, ist der unvergleichliche Frédéric Caudron. Das ist es, was ich an diesem Mann bewundere: alle Seriendisziplinen und das Dreibandspiel zu vereinen. Als Realist habe ich nicht den Anspruch, das Niveau der besten Dreibandspieler zu erreichen, aber ein ehrenvolles Niveau und dabei meine Fähigkeiten im Serienspiel zu bewahren. Das wird der Inhalt meiner Arbeit in den nächsten Jahren sein.

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